Vom 7. bis 11. Oktober fand in Bayreuth (Bayern, Deutschland) das III. kulturhistorische Seminar statt. Dieses Mal war es der Digitalisierung des kulturellen und historischen Erbes der Russlanddeutschen gewidmet. Die Veranstaltung hat mehr als 80 jungen Forschern – Historiker, Ethnographen, Philologen, Pressearbeiter und Literaten aus Russland und Deutschland zusammengebracht.
An der Eröffnung des Seminars sind mit den Grußworten und Impulsvorträgen die Ehrengäste aus Russland und Deutschland aufgetreten: Direktor des Instituts für ethnokulturelle Bildung Dr. Andrej Lehmann, Vizepräsident Lehre und Studierende der Universität Bayreuth, Professor des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft Prof. Dr. Martin Huber, Stiftungsratsvorsitzender, Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, Erster Vorsitzende von Alexander von Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. Hartmut Koschyk, Prorektorin für wissenschaftliche Arbeit, Professorin des Lehrstuhls für Ethnologie, Anthropologie, Archäologie und Museumskunde Omsker Staatlicher Universität, Stellvertretende Vorsitzende der Internationalen Assoziation für Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen Dr. Tatjana Smirnowa, Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten Renata Trischler, Kulturreferent für Russlanddeutsche am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Edwin Warkentin, Referent für Kultur der Russlanddeutschen in Bayern Waldemar Eisenbraun, Vertreter des Jugend- und Studentenverbandes der Deutschen aus Russland e.V. (JSDR) Alexander Böttcher.
Im Rahmen des Seminars waren sechs Arbeitsgruppen vorgestellt: „Virtuelles Museum, Geschichte und Kultur“, „Selbstorganisation in und außerhalb Russlands: Historische Erfahrung und aktueller Zustand“, „Literatur der Russlanddeutschen“, „Interkulturelle Kommunikation“, „Ausbau des einheitlichen Informationsraums der Russlanddeutschen“, „Das Erbe von Alexander von Humboldt“.
„Die Aufbewahrung des kulturellen und historischen Erbes ist für jede Nation eine Prioritätsaufgabe, und mit Hilfe moderner Technologien können wir dieses Problem maximal effektiv lösen. Unsere Assoziation beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Erbes der Russlanddeutschen schon seit 20 Jahren. Schon da war die erste Webseite erstellt, wo die Ergebnisse der verschiedenen Expeditionsforschungen präsentiert wurden“, sagte in ihrer Begrüßungsrede Tatjana Smirnowa. Sie hat auch die Hoffnung geäußert, dass junge Forscher nicht nur bei der Umsetzung bestehender Projekte helfen werden, sondern auch eigene neue Projekte mit der Benutzung von modernen Technologien entwickeln können.
Im Laufe des Seminars wurden mehr als 60 Berichte zu verschiedenen Themen gehalten. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppen haben alle Vorschläge und Projekte für die Digitalisierung des kulturellen und historischen Erbes der Russlanddeutschen während der Schlusssitzung vorgestellt. Sie werden in die Resolution der Veranstaltung aufgenommen.
Das dritte kulturhistorische Seminar wurde von dem Internationalen Verband der deutschen Kultur und dem Jugend- und Studentenverband der Deutschen aus Russland e.V. (JSDR) mit Unterstützung des Instituts für ethnokulturelle Bildung organisiert. Das erste derartige Projekt wurde im September 2016 in den Städten Fulda und Wiesbaden (Hessen, Deutschland) durchgeführt. Etwa 30 junge Forscher (Studenten, Doktoranden und Wissenschaftler) nahmen an seiner Arbeit teil und stellten ihre originellen Projekte zur Geschichte, Ethnographie, Sprache und Literatur der Russlanddeutschen vor. Das nächste kulturhistorische Seminar war dem 500. Jahrestag der Reformation gewidmet und fand im Oktober 2017 in der Stadt Halle (Sachsen-Anhalt, Deutschland) statt. Seine Hauptlinie war die Präsentation des Einflusses des Protestantismus auf verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens der Russlanddeutschen.
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Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur, Vizepräsidentin der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV), Herausgeberin der Moskauer Deutschen Zeitung, hat betont, dass es besonders wichtig ist, dass das Seminar am Vorabend des deutsch-russischen Kreuzjahres der Wissenschaft und Bildung seine Arbeit führt. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie vor drei Jahren dieses Format eines kulturhistorischen Seminars angenommen haben. Ich habe diese lebhafte Diskussion wirklich vermisst. Ich schätze unsere Konferenzen, Jugendseminare sehr hoch, aber die Selbstorganisation der Russlanddeutschen brauchte dieses neue Format, wie es heute heißt – grenzüberschreitend, interdisziplinär, intersektional. Als wir das erste kulturhistorische Seminar abhielten, fehlte uns noch teilweise organisatorische und inhaltliche Erfahrung. Jetzt aber können wir wirklich stolz auf die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit sein. Ich danke allen – Teilnehmern, Referenten und Moderatoren des Seminars für diese produktive Interaktion. Und ich bedanke mich persönlich bei dem Herrn Hartmut Koschyk für die Gelegenheit, mit der Universität Bayreuth zusammenzuarbeiten und das Seminar hier durchführen zu können“, sagte Olga Martens.
Während der Abschlussdiskussion hatten die Teilnehmer der Veranstaltung ihre Eindrücke über die Arbeitstage in Bayreuth aktiv geäußert. „Wir vergessen nicht über unsere Vergangenheit, aber wir müssen auch in die Zukunft schauen, und die Technologien, die wir bereits haben und weiterverwenden können, auch nicht vergessen. Im Rahmen der sprachlichen Sektion habe ich zum Beispiel unsere Erfahrungen bei der Erstellung einer Online-Sprachschule vorgestellt. Die Selbstorganisation der Russlanddeutschen hat hochgebildete, kompetente Spezialisten in verschiedenen Bereichen, die ihre Kenntnisse in neuen Online-Formaten vermitteln wollen, aber noch nicht wissen, wie das geht. Wir sind bereit, unsere Erfahrungen zu teilen und dabei zu helfen, einen virtuellen Bildungsraum für Russlanddeutsche zu schaffen“, sagte Jana Korol, Teilnehmerin des Seminars, Vorsitzende des Internationalen Klubs „Deutsch verbindet“.
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Im Rahmen des Kulturprogramms hatten die Seminarteilnehmer die Eröffnung der Ausstellung „Das deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“, die dem 100. Jahrestag der Autonomie der Wolgadeutschen gewidmet ist, sowie die Theateraufführung „Der weite Weg zurück“ besucht.
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