Am 1. Dezember fand in Berlin die Deutschland-Premiere des zweiten Teils der Filmtrilogie „Eins, Zwei, Drei“ statt. Im Zuge der Russischen Filmwoche in Berlin wurden die Teile „Eins“ und „Zwei“ im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur vorgeführt. Der zweite Teil wurde dabei erstmals in Deutschland gezeigt.
Teil „Zwei“ führt die Jugendlichen Ivan Weiss und Erika Schwarz in den Deutschen Nationalrayon der Region Altai nach Russland. Die beiden Hauptdarsteller feiern mit ihren russlanddeutschen Verwandten Weihnachten – und sehen sich nach ihrem Abenteuer im Schwarzwälder Sprachcamp erstmals wieder. Nachdem der in Moskau lebende Iwan im ersten Teil erfolgreich Deutsch gelernt hat, möchte nun Erika, die in Frankfurt am Main lebt, ihre zweite russische Muttersprache lernen. Doch neue Bekanntschaften stellen die Freundschaft der Jugendlichen auf die Probe.
Neben den Hauptdarstellern Ivan Solotuchin und Ariana Wiediger nahmen auch die Regisseurin Anna Bagmet, Drehbuchautorin Irina Lindt und Produzentin des Films Katarina Michailowa an der Premiere teil. Zudem waren Darsteller aus beiden Teilen geladen. Von Seiten des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur waren auch Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende sowie Heinrich Martens, Präsident der Föderalen national-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen anwesend.
Nach der Premiere erörterten die Filmemacher und Experten in einem offenen Panel das Thema „Heimat und Identität der Russlanddeutschen in Russland und Deutschland“. Es diskutierten Regisseurin Anna Bagmet, Drehbuchautorin Irina Lindt, Schauspielerin Larissa Schmidt sowie Theaterpädagogin Nina Nowak.
Die Moderation übernahm Martina Wiedemann. „Der Familienfilm gibt seinen Zuschauern ein Gefühl der Leichtigkeit – spricht jedoch ernsthafte sozialen Themen an. Die Identität der Russlanddeutschen wird von ‚Eins, Zwei, Drei‘ auf interessante Art und Weise aufgearbeitet. Denn seit den 1990er Jahren müssen sich Russlanddeutsche in Deutschland und Russland in ihrem Deutschtum neu identifizieren. Der Begriff der zweiten Muttersprache ist für Russlanddeutsche seitdem wieder präsent – und das greift die Trilogie auf“, fasst die Moderatorin zusammen.
Drehbuchautorin Irina Lindt verriet den Zuschauern den Ursprung der Filmidee: „Die Idee hatte Olga Martens vom Internationalen Verband der deutschen Kultur. Der IVDK hatte uns ursprünglich beauftragt, einen Film zum 20. Jubiläum der ethnokulturellen Sprachcamps für Russlanddeutsche zu drehen. Wir haben das Potenzial dieses Themas erkannt und aus einem geplanten 15-minütigen Film ist die geplante Trilogie entstanden.“
Einige Szenen aus dem Film stammen aus dem Familienleben der russischen Schauspielerin mit deutschen Wurzeln. „Der Satz im ersten Teil ‚Wer deutsches Blut in seinen Adern hat, der sollte auch seine zweite Muttersprache kennen‘ stammt aus realen Gesprächen mit meinem Sohn“, so die Schauspielerin, die auch im Film die Mutter des Protagonisten verkörpert.
Larissa Schmidt ist seit 2015 Direktorin der ethnokulturellen Sprachcamps des Internationalen Verbands der deutschen Kultur in Deutschland– auf dessen Grundlage 2016 die Dreharbeiten zum ersten Teil stattfanden. Die gelernte russlanddeutsche Sprachpädagogin verkörperte auch in den Filmen die Direktorin des Sprachcamps. Gemeinsam mit Regisseurin Anna Bagmet gaben sie einen Einblick in die Dreharbeiten der Trilogie: „Sieben Drehtage für einen Spielfilm sind eine extrem kurze Zeit. Zudem hatten wir mit den Naturlaunen des Schwarzwalds zu kämpfen und haben im ersten Teil echte Szenen und echte Teilnehmer und Lehrkräfte des Sprachcamps für unseren Film genutzt“, so Anna Bagmet zu den Dreharbeiten zu „Eins“. Sie spielt ebenso die Mutter der weiblichen Hauptfigur Erika. „Nachdem wir mit ‚Eins‘ auf großes Interesse gestoßen sind, erhielten wir für den zweiten Teil mehr Zeit, technische Möglichkeiten und konnten bekannte russische Schauspieler wie Alexej Buldakow und Galina Polskich engagieren“. Die Dreharbeiten für Teil „Zwei“ fanden vor rund einem Jahr in der Region Altai statt.
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Moderatorin Martina Wiedemann lobte die Filmemacher dafür, dass die Themen Deutschlernen und Russlanddeutsche dem Publikum nähergebracht werden – und das ohne „pädagogischem Zeigefinger“. Dem pflichtete auch Theaterpädagogik Nina Nowak bei: „Es ist die Art von Film, bei dem du jedes Mal etwas Neues entdeckst. Diese Filmreihe kann man nicht nur zuhause, sondern auch in der Schule schauen. Wir sehen im Film das, was wir in zweisprachigen Familien oft erleben: Die Sprache geht zeitweise verloren, bringt aber Menschen zusammen sobald man sie wiederentdeckt.“
Die meisten Zuschauerfragen wurden zum dritten Teil gestellt, der bereits in Planung ist. Dazu verrieten die Filmemacher: Iwan und Erika treffen auf einer Insel aufeinander und es könnte zum ersten Kuss der beiden Protagonisten kommen.
„Eins, Zwei, Drei“ ist ein gemeinsames Filmprojekt des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur mit der Waleri-Solotuchin-Kulturstifung. Zudem sind die Filmgesellschaften Vega-Film, BGMT Entertainment Ltd. und BA'LI FILMS an der Produktion beteiligt. Die Deutschland-Premiere organisierte der IVDK in Kooperation mit den Jugend- und Studentenring der Russlanddeutschen.
Teil „Eins“ wurde mehrfach auf russischen und internationalen Filmfestivals ausgezeichnet: Unter anderem beim 26. Kinoschock Open Filmfestival, dem Young Spectator Festival „Sprache des Friedens“, dem 18. Open Russian Comedy Festival „Smile, Russia!“, dem 4. Internationalen Festival „Zero Plus“ für Kinder- und Familienfilme und dem Internationalen Filmfestival „Väter und Kinder“.
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